Liebe Frauen,
trübe und grau umfängt uns der Herbst und auch gleichstellungspolitisch sind die Aussichten alles andere als rosig. Auf eine umfassende Gleichstellung mit den Männern können wir noch 170 Jahre warten, berichtet eine neue Studie, und im Alter erwartet viele Frauen in Deutschland Armut. Trotzdem lassen wir uns nicht entmutigen und bereiten uns darauf vor, viele Wählerinnen 2017 von unseren politischen Angeboten zu überzeugen.
Eure Redaktion
Judith Benda, Janina Bloch
Aktuelles:
25. November ist internationaler Gedenktag “NEIN zu Gewalt an Frauen!”
Auch in diesem Jahr ruft TERRES DES FEMMES dazu auf, am 25. November mit der Fahne “frei leben – ohne Gewalt” ein sichtbares Zeichen gegen tägliche Gewalt an Mädchen und Frauen zu setzen. Schwerpunkt der diesjährigen Kampagne ist die Forderung nach einer auskömmlichen und nachhaltigen Finanzierung von Schutzräumen für von Gewalt betroffene Frauen. Ein Flyer findet sich hier. Die Linksfraktion im Deutschen Bundestag hat schon im Frühjahr 2016 den Antrag “Rechtsanspruch auf Schutz und Hilfe für von Gewalt betroffene Frauen – Bundeseinheitliche Finanzierung voranbringen” ins Parlament eingebracht.
Frauenbündnis gegen Altersarmut
Der deutsche Frauenrat hat gemeinsam mit mehreren seiner Mitgliedsorganisationen und dem Deutschen Gewerkschaftsbund eine Kampagne gegen die steigende Altersarmut von Frauen in Deutschland gestartet. Obwohl viele Frauen sowohl erwerbstätig waren als auch die Sorgearbeit übernahmen, kann eine steigende Zahl von Frauen heute nicht mehr darauf hoffen im Alter finanziell abgesichert zu sein. Um auch Frauen ein Alter in Würde zu garantieren, bedarf es grundlegender Veränderungen der aktuellen Rentenpolitik. Aufruf und Forderungen der Kampagne finden sich hier.
Weltweite Gleichstellung erst in 170 Jahren
Alljährlich veröffentlicht das Weltwirtschaftsforum den Gender Gap Report. In diesem Jahr vergleicht der Report die Angaben von 144 Staaten. Während bei der Gesundheitsversorgung und im Bildungsbereich leichte Verbesserungen für Frauen festgestellt wurden, sind die größten Unterschiede zwischen Männern und Frauen in den Bereichen “wirtschaftliche Situation” und “politische Teilhabe” zu konstatieren. Im weltweiten Gleichstellungsranking belegt Deutschland den 13. Platz.
Aus der Partei
Ausschreibung des Clara-Zetkin-Frauenpreis 2017
DIE LINKE lobt anlässlich des Frauentages 2017 zum siebten Mal einen Preis aus, mit dem herausragende Leistungen von Frauen in Gesellschaft und Politik gewürdigt werden. Mit dem Preis wird ein aktuelles Projekt oder eine Initiative einer Frau (oder Frauengruppe) ausgezeichnet. Es können sich Fraueninitiativen oder Projekte für den Frauenpreis selbst bewerben oder vorgeschlagen werden, die im Sinne folgender Inhalte und Kriterien wirken: Engagement/Arbeit für Frauen oder die Gleichstellung von Frauen und Männern in der Gesellschaft, hier auch besonders in Politik, Wissenschaft, Kultur und Kunst; Frauen, die mit ihrem kulturellen oder künstlerischen Schaffen eine solidarische und gerechtere Gesellschaft befördern sowie anderen Frauen als Vorbild dienen. Einsendeschluss ist der 15. Januar 2017.
Lisa Bundestreffen
Am 26. und 27. November trifft sich die Bundesarbeitsgemeinschaft Lisa in Frankfurt am Main zum jährlichen Mitgliedertreffen. Im Mittelpunkt der Beratung steht die Wohnungssituation von Frauen in Deutschland und die Auseinandersetzung mit queerfeministischen Politikansätzen. Beraten werden sollen auch die Schwerpunkte der BAG im Bundestagswahljahr und gewählt werden die Sprecherinnen der Arbeitsgemeinschaft.
Bericht aus der Feministischen Offensive
Das letzte Treffen der Feministischen Offensive war das erste nach der Wahl des neuen Parteivorstandes auf dem vergangenen Parteitag im Mai. Für Feministische Politik sind im neu gewählten Parteivorstand Caren Lay, Nina Eumann, Judith Benda, Claudia Sprengel und Anja Mayer zuständig. Zu Gast war zum ersten Tagesordnungspunkt Rolf Kohn von der BAG Selbstbestimmte Behindertenpolitik. Wir haben die Idee einer gemeinsamen Veranstaltung verschiedener BAGen unter dem Arbeitstitel “Werkstatt für ein Gutes Leben – Denn das muss drin sein!” in NRW diskutiert. Die Feministische Offensive möchte bei der Planung der Veranstaltung mitwirken. Diese soll voraussichtlich nach der Bundestagswahl im Herbst 2017 stattfinden. Den Schwerpunkt des Treffens machte die Diskussion um eine bundesweite Frauenstruktur aus. Die Ergebnisse könnt ihr hier im Newsletter nachlesen. Zudem haben wir uns zur Ausschreibung des Clara-Zetkin-Preises 2017 und Aktivitäten zum “Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen” verständigt. Weitere Informationen zur Zusammensetzung und Arbeit der Feministischen Offensive gibt es hier.
Neue Frauenstruktur in der LINKEN?
Die Bundesfrauenkonferenz 2016 beauftragte die Feministische Offensive (ein Arbeitszusammenhang von Frauen aus dem Parteivorstand, von LISA, von Vertreter_innen der Fraktion und der Rosa-Luxemburg-Stiftung sowie von Mitarbeiter_innen aus der Bundesgeschäftsstelle) damit, einen Vorschlag für eine bundesweite Frauenstruktur zur Diskussion zu stellen. Den Beschluss findet ihr hier. Bereits 2011 gab es den Versuch, eine verbindliche Frauenstruktur – einen linken Frauenrat – in der LINKEN zu verankern. Dieser erreichte zwar über 60 Prozent bei den Parteitagsdelegierten, scheiterte aber an der nötigen Zweidrittel-Mehrheit. Der damalige Vorschlag ist hier zu finden.
In der Feministischen Offensive wurden nun zwei Modelle diskutiert: Erstens, eine Wiederauflage des Modells “Linker Frauenrat” und zweitens, die Einführung einer Frauenstruktur analog zum Jugendverband, in der alle Frauen der LINKEN automatisch passives Mitglied sind, ihre Mitgliedschaft allerdings aktivieren müssen. Die Aufgabe der Frauen* in der Partei ist es nun zu überlegen, wie wir weiter mit der Idee einer Frauenstruktur der Partei umgehen wollen. Wir sind nach wie vor der Meinung, dass es nötig ist, Kräfte zu bündeln und ein Koordinierungsorgan für die Frauen in der Partei zu schaffen. Damit dies gelingt, ist es besonders wichtig, eine breite Beteiligung an dem Prozess der Ausarbeitung des Vorschlages zu ermöglichen.
Wir laden daher alle Interessierten ein, sich an der Debatte zu beteiligen und uns Feedback zu geben, welche Vorstellung sie von einer linken Frauenstruktur haben. Es hat sich beim letzten Treffen der feministischen Offensive eine kleine Gruppe gegründet, die sich weiterhin mit der Problematik auseinandersetzen wird und euch auf dem Laufenden hält. Bei Fragen und Anregungen könnt ihr euch gerne per Mail an mich wenden.
Claudia Sprengel (Parteivorstand/ feministische Offensive)
Internationales
Festnahme der Bürgermeisterin von Diyarbakir
Festnahme der Bürgermeisterin von Diyarbakir
Ende Oktober wurden die beiden Co-Bürgermeister von Diyarbakir, Gültan Kışanak und Fırat Anlı, festgenommen. Beide waren bei den Kommunalwahlen 2014 mit knapp 55 Prozent gewählt worden. Obwohl nicht im türkischen Recht verankert, hatte die Partei für Frieden und Demokratie (BDP) – die Vorgängerpartei der HDP (Demokratische Partei der Völker) – für die Kommunalwahlen angekündigt, dass sie die Kommunen, in denen sie gewählt wird, im Sinne der Geschlechtergerechtigkeit mit einer Frau und einem Mann an der Spitze leiten werden. Dieses Vorhaben wurde dann in den 97 Kommunen, in denen die BDP als stärkste Kraft aus der Wahl hervor ging, auch umgesetzt. Kışanak ist eine Symbolfigur auch für die kurdische Frauenbewegung. Mit 19 Jahren saß sie nach dem Militärputsch 1980 zwei Jahre im Gefängnis, davon über Monate zusammen mit dem Schäferhund des Gefängnisleiters in einem Hundezwinger eingesperrt. Diese Erfahrungen haben sie nicht davon abgehalten, sich politisch zu engagieren. Eine Erklärung von Martina Michels, MdEP, zu den Festnahmen findet sich hier.
Nadia Murat – Sonderbotschafterin für Opfer des Menschenhandels
Die jesidische Menschenrechtsaktivistin war im August 2014 vom IS entführt und mehrere Monate in Mossul gefangen gehalten worden. Sie wurde gefoltert, misshandelt und vergewaltigt. Bei dem Angriff auf ihr Dorf verlor sie ihre Mutter und sechs Brüder. Nach ihrer Flucht kam sie im März 2015 nach Deutschland. Seitdem setzt sie sich für die Befreiung jesidischer Gefangener ein. Für ihr Engagement wurde sie nun mit dem Europäischen Menschenrechtspreis ausgezeichnet. Die Vereinten Nationen ernannten sie zur Sonderbotschafterin für Opfer des Menschenhandels. Mehr zu Nadia Murad und ihrer Initiative gibt es auf ihrer Webseite (Englisch). Die Initiative aus Baden-Württemberg zur Aufnahme jesidischer Flüchtlinge ist zu begrüßen, doch gibt es noch zahlreiche Hürden: die faktische Aussetzung des Familiennachzugs zum Beispiel, auch sitzen noch immer zahlreiche jesidische Geflüchtete in Griechenland fest. Der Zentralrat der Jesiden in Deutschland sammelt Spenden für die Jesiden im Shingal.
Tipps und Termine
Termine
21. November 2016, ab 9.30 Uhr, 14. Fachtag – Sexuelle Orientierung & Geschlechtliche Identitäten, Fachhochschule Lübeck. Mehr
24. November 2016, 15 Uhr, Reisewege mutiger Frauen, Diskussion/Vortrag, Helle Panke Berlin, Berlin. Mehr
25. November 2016, 19 Uhr, Marxismus – Feminismus bei Frigga Haug, Diskussion/Vortrag, P20, Arnstadt. Mehr
26./27. November 2016, Bundestreffen der AG Lisa, Frankfurt a.M. Mehr
28. November 2016, 18.30 Uhr, “Rosa Luxemburg und die Kunst der Politik”, Lesung/Gespräch, Vor-Ort-Büro-Hansaplatz, Hamburg. Mehr
16. Dezember 2016, Frauenplenum des EL Kongresses, BCC Berlin. Mehr
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